Ergebnis der Umfrage, wie sich die DSA-Szene in den letzten 5 Jahren verändert hat

Wir haben gefragt, wie sich die DSA-Szene in den letzten fünf Jahren verändert hat und welche Faktoren dabei am größten waren. Eure Antworten waren interessant zu lesen und sprechen viele Aspekte an. Insgesamt haben 53 teilgenommen, wovon 24 ihre Meinung ausführlicher darlegten.

In den letzten fünf Jahren hat sich die DSA-Szene spürbar verändert. Am deutlichsten fällt den meisten (62%) die Verlagspolitik auf. Ulisses Spiele veröffentlicht eine hohe Anzahl an Publikationen, unter anderem über große Crowdfundings. Während dies eine Vielfalt an Material schafft, empfinden es viele als unübersichtlich und oberflächlich. Inhalte wirken für manche aufgebläht und wenig substanziell, oft fehlt der große Bogen in Form eines fortschreitenden Metaplots. Besonders kritisch wird gesehen, dass das Gefühl entsteht, mehr Geld einzusammeln, als wirklich inhaltliche Tiefe zu liefern. Auf der anderen Seite schätzen einige gerade diese breite Produktpalette, da sie verschiedene Spielstile und Regionen abdeckt.

Zugleich ist die Aktivität der Community zurückgegangen, wie 38% feststellen. Viele alte Fan-Seiten sind verschwunden, übrig bleiben nur wenige Bastionen. Neue Treffpunkte wie Discord werden zwar genutzt, wirken aber zersplittert und einige wenige finden nur schwerlich Zugang. Insgesamt ist die Szene leiser geworden, es gibt weniger Austausch und weniger Nachwuchs. Manche haben gar keine Verbindung zur Community und spielen nur in ihrem privaten Kreis.

Einen Einschnitt hat ebenfalls für 38% die Corona-Zeit gebracht. Sie führte dazu, dass fast alles ins Digitale verlagert wurde: Spielrunden, Verlagskanäle und sogar Conventions zeitweise. Zwar haben sich dadurch neue Möglichkeiten ergeben, doch gleichzeitig brachen Tischrunden und Veranstaltungen vielerorts weg. Auch die gesellschaftliche Spaltung dieser Jahre wirkte sich aus: Manche verloren Vertrauen in das Miteinander, weil politische Differenzen plötzlich in die Freizeit hineinwirkten. Die Rückkehr zum Spieltisch gelang nicht immer.

Als weiteren Faktor machen 38% den Generationenunterschied aus. Die Zahl der langjährigen Spieler ist groß, und viele von ihnen halten an gewohnten Vorstellungen fest. Für jüngere oder neue Spieler kann das den Einstieg erschweren, da sie auf eingefahrene Strukturen und Haltungen treffen. Die Kluft zwischen Veteranen und neuen Spielern hat sich dadurch spürbar vertieft.

Inhaltlich gehen die Einschätzungen auseinander. Während einige beklagen, dass der Metaplot seit Jahren stagniert und mutige Entwicklungen ausbleiben, sehen andere eine spannende Zeit mit neuen Strängen. Wiederholt wird kritisiert, dass bekannte Figuren keine Rolle mehr spielen, während neue Elemente eingeführt werden, die nicht immer auf Zustimmung stoßen. Gerade Veteranen empfinden manche dieser Veränderungen als Bruch mit der Tradition, während andere die neuen Möglichkeiten begrüßen. Insgesamt 36% sehen hierin einen großen Einflussfaktor.

23% sehen es positiv, dass die Szene insgesamt weniger toxisch geworden ist. Die früher hitzigen Streitereien um Editionen und Shitstorms sind seltener geworden, die Atmosphäre wirkt entspannter und ruhiger. Gleichzeitig ist aber auch der große Enthusiasmus früherer Jahre abgeflaut. Der Hype, der mit manchen Publikationen, Fanprojekten und Verlagsaktionen einherging, ist weitgehend verschwunden. Die Szene wirkt auf ebenso 23% nüchterner und zurückhaltender.

Einige Stimmen (15%) sprechen zudem von zunehmender Langeweile. Ihnen fehlt es an überraschenden Produkten oder mutigen Wendungen, der Metaplot laufe auf kleiner Flamme. Zudem wird ein Nachlassen der Diskussionskultur beklagt: Lesekompetenz nehme ab, Beiträge wirkten oberflächlicher und inhaltlich schwächer als früher.

Fazit: Insgesamt zeigt die Auswertung ein zwiespältiges Bild. Die DSA-Szene ist zugleich reifer und ruhiger, aber auch leiser und weniger leidenschaftlich geworden. Sie profitiert von einer großen Vielfalt an Veröffentlichungen, leidet aber an Überangebot und Ermüdung. Der Einfluss von Corona, gesellschaftliche Veränderungen und Generationsunterschiede haben Spuren hinterlassen, sodass die heutige Community einerseits stabil, andererseits jedoch auch zerteilter wirkt als noch vor einigen Jahren.

Über Nottel

Nottel heißt Michael und wohnt am Bodensee. Seit 93 stromert er als Spieler und Spielleiter mit Gleichgesinnten durch fantastische Gedankenwelten. Zunächst in Aventurien und dem Riesland, später in der Dark Future, der Welt der Dunkelheit, im Trinity Universum und dringt in Galaxien vor, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
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10 Antworten zu Ergebnis der Umfrage, wie sich die DSA-Szene in den letzten 5 Jahren verändert hat

  1. syrrenholt sagt:

    Tolle Umfrage – gute Auswertung – Danke für die Initiative!
    Das Zerfasern der Community empfinde ich auch so.

  2. Krassling sagt:

    Danke für diesen Impuls

  3. Pingback: Nandurion: Umfrageergebnis der Community-Umfrage – Nuntiovolo.de

  4. Stefan sagt:

    hallo miteinander 👋
    danke für die tolle Auswertung zu erst einmal!

    zum metaplot, ich bin seit 1989 mit an board und wenn ich die breite des metaplots im epischen sinn sehe, und die mit naja, mit meinen ersten 10 Jahren vergleiche dann ist gehen mir doch die augen über!? früher war khom krieg und oger zug und jetzt, borbarad, namenloser, Hochzeit der Magie, güldenland, uthuria, skrechu, orks vs mittelreich und wahjad, Echsen, Riesland fanprojekt, vesayama, tharun, ras Tabor, die vielen Geschehnisse aus den Zeitaltern zuvor usw… fette Bretter möchte ich meinen. wer zu satt ist und am liebsten alveran neu be-casten möchte als PC und mit dem Dämonen Sultan Käffchen trinken dem wirds wohl
    schon zu flach.. allerdings kann man auch mit Fantasie, neue Wege einschlagen ob Kontinent oder neue Charaktere oder ne eigene Kampagne. davon lebt das schwarze auge ja nun mal und nur zu warten das einem Redaktion und metaplot die saftigen Stückchen in den mund schieben ist zu wenig und hat mit Fantasie und spielerischem erleben ja nicht mehr viel zu tun. auch wenn das Superlativ heute quasi jeder erwartet wird und man daran die Qualität misst und sich selber gar nicht mehr wirklich beschäftigt damit. in unserer Geschichte passiert auch oft Jahrzehnte lang kaum was wirklich menschlich schönes und die Leute sind ja auch irgendwie verdrossen, weil da muss doch einer der Demokratie diktieren das sie nicht so viel von uns erwarten soll… naja anderes Thema sorry.

    also plot find ich gut.

    wann die Veröffentlichungsflut angeht bin ich auch der Meinung es ist etwas zu viel und zu angegliedert, mysterien der…, Helden Brevier der… usw. ich fand die alten Regionalboxen wirklich gut, gerne noch mehr substanziellen input, aber nicht mehr so viel Chichi, wer nen möglichst weiten Überblick will der muss wirklich tief in die Tasche greifen und ich finde es schade wenn ich z.b. mir die limbus Nummer noch nicht holen kann weil ich mir letzten Monat dicke echsensümpfe geleistet habe und myranor steht auch noch an…

    von meiner Seite aus wäre es noch sehr wünschenswert wenn die offizielle dsa welt rakshazar mit dem echt tollen rakshazar Projekt etwas zu mindest ein binden könnten, gerade wenn in geschichtlichen Zusammenhängen von myranor und uthuria Details erzählt werden und von rakshazar keine silbe, von vesayama und ras Tabor ganz zu schweigen. aber eins nach dem anderen. mir ist natürlich bewusst das alles auf einmal gar nicht machbar ist und ja auch personell gestemmt werden muss. aber die Kontinente gibt es nun einmal und eigentlich sind bis auf vesayama ja auch alle von offizieller Seite aus anhestartet worden. und alle werden ja auch bespielt.

    vielleicht statt aus Regionalband „großer Fluss“ in zwei bis drei einzelne Regionen auszugliedern und drei separate releases zu haben lieber einmal ne richtig dicke stulle schmieren und die Zeit die (hoffentlich)
    übrig bleibt in unbeschriebenes stecken.

    sorry war lang..fazit meinerseits, bin immer noch froh mit dsa ein deutsch/europäisches Spiel als Alternative zu den amerikanischen Vertretern zu haben und finde DSA immer noch wirklich geil und bis auf den zögerlichen Nachwuchs für meinen Geschmack auf einem guten Weg.

    LG Stefan

  5. Silvanas Befreier sagt:

    Kann Stefan nur zustimmen

  6. Vibarts Voice sagt:

    Ich habe die Umfrage leider irgendwie verpasst (shame on me!), das Ergebnis entspricht aber komplett der Wahrnehmung aus meiner begrenzten Perspektive heraus. Toll, dass ihr das macht, ich hoffe die DSA-Kurve nimmt in den nächsten Jahren noch einmal an Dynamik und Leidenschaftlichkeit zu. Danke für eure Arbeit.

  7. ashen-shugar sagt:

    Ich glaube es würde helfen der Community bewusst zu machen, das ein unglaublicher guter Metaplot im Moment herrscht. Ich selbst habe auch etwas gebraucht um ihn zu verstehen bzw. zu erkennen. Ich bin gepannt was da noch alles kommt!

    • Thorus84 sagt:

      Also, ich bin halbwegs gut drin in DSA. Aber offensichtlich ist der Dukate noch nicht gefallen bei mir. 😉 Könntest du kurz umreißen was du meinst? „Erwachen der Mada“-Plot bin ich ebenfalls super gespannt, aber der tatsächliche tagesaktuelle Metaplot? Was genau ist an dem besonders?

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