Aus dem Limbus: taz-Artikel zur „Landser“-Diskussion

Ulisses Verlag LogoDie Diskussion um den Vertrieb des „Landser“ durch Ulisses (Nandurion berichtete) ist zwar nach dem offiziellen Statement zur Einstellung des Verkaufs im Ulisses-Forum (siehe hier) etwas abgeflaut, inzwischen hat es das Thema aber bis auf die Homepage der Tageszeitung taz geschafft.

Unter der Überschrift „Wenn Elfen auf die Barrikaden gehen“ werden die jüngsten Ereignisse dort zusammengefasst und in folgendem Fazit kommentiert:

„Fest steht, dass diese Diskussion die Macht des Konsumenten zeigt. Besonders wenn es um vergleichsweise kleine Unternehmen geht. Während Boykott-Aufrufe gegen internationale Großkonzerne oft folgenlos bleiben, wird die Kritik der Kunden bei kleineren Firmen in der Regel ernst genommen. Für die Unternehmen ist dies notwendig, um zu überleben, ihren Kundenstamm zu behalten und das Image zu pflegen. Selbst wenn Ulisses bereits vor einer Weile den Stopp des Landser-Verkaufs beschlossen hat, dürfte die Internetdiskussion die Prozesse beschleunigt haben.“

Quelle: taz

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38 Antworten zu Aus dem Limbus: taz-Artikel zur „Landser“-Diskussion

  1. Rucki sagt:

    „Das finde ich im Übrigen auch weiterhin: Es hat sich erledigt. Es ist schön zu wissen, dass man als Verbraucher Gehör findet.“


    Ist das so? Ich dachte, dass die Entscheidung von Ulisses bereits getroffen war, bevor sich Leute über den Landser Vertrieb durch Ulisses empörten. Offensichtlich handelt es sich genau nicht darum, dass Verbraucher hier Gehör bei Ulisses gefunden haben.
    Über den Grund, warum diese geschichtsrevisionistischen „Romane“ aus dem Vertrieb genommen wurden, findet sich in dem Forenbeitrag von André Wiesler leider nichts.

  2. Walkir sagt:

    Mann muss es uns gut gehen wenn wir Zeit haben solche „Probleme“ zu erfinden…

  3. Xeledon sagt:

    Vielleicht sollten Ulisses den Landser nochmals ganz offiziell ins Programm nehmen, damit sie ihn mit großem Getöse und unter Berufung auf die Wünsche ihrer Kundschaft medienwirksam wieder abstoßen können…?

  4. Hauclir sagt:

    @ Ifram: Eine „altruistische Aktion“ würde doch lediglich dazu führen, dass die politisch korrekten und über jeden Zweifel Erhabenen unter uns dies als bloßes Lippenbekenntnis von Ulisses brandmarken und sich in ihrem Misstrauen gegenüber dem Verlag bestätigt fühlen würden. Ulisses muss wohl damit leben, sich Todfeinde gemacht zu haben, die nicht gewillt sind, Ruhe zu geben, bis Ulisses zur Strecke gebracht wurde. Und selbst dann würden die Fraglichen wahrscheinlich noch den Kadaver schänden. Diese Geisteshaltung ist es, was ich in den letzten Monaten der Beobachtung als bedrückend empfinde…

  5. WoseiK sagt:

    Oben wurde gefragt, warum der Landser denn nicht indiziert werde. Da zitiere ich doch mal aus einer Entscheidung der dafür zuständigen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften:

    „Hier handelt es sich zwar um billigsten, verlogenen Kitsch in Schmierenmanier und mit sentimental-albernen Zwischenszenen, aber eben nur um Unsinn, ohne daß besondere jugendgefährdende Umstände hervortreten.“
    – Bundesprüfstelle: Entscheidung Nr. 717

  6. Vibarts Voice sagt:

    Nach langer, reiflicher Überlegung melde ich mich nun auch in der Diskussion zu Wort.

    Vermutlich gehöre ich zu den wenigen hier Diskutierenden, die tatsächlich einmal das zweifelhafte Vergnügen hatten, den Landser in breiterem Rahmen zu lesen. Im Rahmen eines nun schon lange zurückliegenden Hauptseminars zum Umgang mit den Verbrechen des NS-Regimes in der Geschichte der BRD habe ich damals mit einigen Mitstudierenden 10 Landserheftchen aus den 50er bis 80er-Jahre auf ihre ideologische Botschaft hin abgeklopft.

    Unser Ergebnis war damals, dass das braune Potential dieser Reihe nicht zu unterschätzen ist, und man es im Falle des „Landsers“, trotz rechtlicher Schwierigkeiten den Mist gesetzlich zu verbieten, mit geschickt versteckten rechtem Gedankengut zu tun hat. In der Regel handelte es sich um die „übliche“ Glorifizierung und Verharmlosung des nationalsozialistischen Militärs, aber auch einzelne Rassismen fanden sich in erschreckender Deutlichkeit.

    Von daher macht es mich betroffen und wütend, dass „mein“ Rollenspielverlag diese aus meiner Sicht klar braune Soße vertreibt. Ich persönlich hätte mir ein deutlicheres Statement aus Verlagskreisen gegen dieses Gedankengut erwartet, und mir genügt es auch nicht, dass der Vertrieb erst im April eingestellt wird. Hier wäre Nachbesserung wichtig.

    Davon unbenommen bleibt die Feststellung, dass viele in dieser Diskussion unangemessen diskutieren und das ganze als Transportmittel für die inzwischen graubärtige Verlagsdiskussion nutzen. Und damit meine ich sowohl viele Kritiker als auch Verteidiger. Dankbar bin ich für all die, die sich der Diskussion ernsthaft stellen wollen, nämlich dafür, dass es sie auch gibt.

    Abschließend zwei Bemerkungen:

    1. Ulisses hat sich keinen Gefallen getan. Und zwar diesmal ganz im Ernst ohne jede Ironie. Das wird schwer zu kitten sein.

    2. Dies ist meine Privatmeinung und in keinem Fall repräsentativ für das Nandurion-Team

  7. Rukus sagt:

    Ich möchte auch noch etwas klar stellen. Mein Posting weiter oben bezieht sich ganz klar auf die Präsentation des taz-Artikels. Bild und Überschrift sind lächerlich und verleihen dem Artikel einen seltsamen Beigeschmack. Es wird mal wieder in die Klischée-Kerbe geschlagen und damit genauer betrachtet der Artikel sogar entwertet, weil die „kritischen Rollenspieler“ in ein eher obskures Licht gerückt werden. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit LARPern. Ob der geneigte taz-Leser da nicht die Augenbraue hebt, wenn er so ein Bild und dazu eine alberne Überschrift liest, lasse ich mal offen. Die notwendige Ernsthaftigkeit, die dem Artikel gebührt, wird in meinen Augen dadurch unterminiert. Für mich ist das von der Form her schlicht Populismus auf Bild-Niveau. Ganz abgesehen davon, dass unsereins (sprich Rollenspieler) mal wieder irgendwo als vermeintliche Sonderlinge dargestellt werden.

  8. Mareike sagt:

    Vibarts Voice, vielen Dank für dein klares Statment und schade, dass eine solche klare und wohl bedachte Meinung nicht Konsens im Nandurionteam ist.
    So langsam könnte wirklich einmal etwas offizielleres von Ulisses kommen als ein dürres Statement im Forum. 🙁 Ich habe das Gefühl, das wollte man auf kleiner Flamme köcheln lassen und nicht an die grosse Glocke hängen aber das hat ja mit dem Tazartikel nicht so ganz geklappt (wäre noch ne grössere glocke möglich?). Dinge einfach aussitzen klappt halt nicht immer und kann auch nicht jeder.

  9. Da sagt:

    Wenn der Landser schlimm wäre, wäre er verboten.
    Wer ihn nicht lesen will oder daran kein Interesse hat (also meine Fraktion) kann ihn getrost ignorieren.
    Wer ihn verboten sehen will und/oder Druck auf den Verlag ausübt, hat ein Problem mit Meinungsfreiheit. Damit steht er in dieser Republik natürlich voll im Mainstream. Meinungsfreiheit meint hierzulande regelmäßig nur die Freiheit, das zu sagen, was sowieso jeder irgendwie so sieht.
    Anders formuliert: Wenn es nicht weh tut, ist es keine echte Meinungsfreiheit.

    Und @topic: Lächerlich machen ist ein bewährtes Propaganda-Instrument, da ist der taz kein Vorwurf zu machen, die verstehen ihr Handwerk.

  10. Gerd sagt:

    100% Zustimmung zu Vibarts Voice. Headbutt für Da.

  11. Xeledon sagt:

    Ganz so einfach ist es auch nicht, dass man sagen könnte: „Es ist nicht verboten, also kann es nicht schlimm sein.“ Man muss da schon genauer hingucken, warum etwas verboten ist oder auch nicht. Mich erinnert das auch ein wenig an den Status der NPD, die ja hierzulande auch als völlig legale Partei arbeiten darf, mit deren Mitgliedern man aber keinesfalls ins Bett steigen darf, wenn man Deutschland noch irgendwann mal in irgendeiner Form z. B. bei sportlichen Großereignissen vertreten darf…

    Letztlich finde ich aber tatsächlich auch, dass man etwas, das von den zuständigen Stellen gründlich geprüft und für nicht-verbietenswert befunden wurde, in einer pluralistischen und liberalen Gesellschaft zwar nicht mögen, aber doch zumindest akzeptieren muss. Natürlich darf man dagegen auch weiterhin argumentativ zu Felde ziehen und sich dafür stark machen, dass es doch noch zu einem Verbot kommt, aber mir ist diese Selbstgerechtigkeit zuwider, mit der man da dann allen, die der angestrebten Zensur nicht bedingungslos das Wort reden, das Recht auf eine abweichende Haltung zum Thema abspricht und ihnen mit der dicken (und dennoch durch übermäßigen Gebrauch inzwischen reichlich stumpf gewordenen) Nazi-Keule einen überbrät. Das hat für mich ironischerweise immer etwas faschistoides an sich und ist letztlich der Grund, warum die Diskussion zu diesem Thema auf auch mich so anstrengend und nutzlos wirkt wie jedwede Auseinandersetzung mit irgendwelchen Antifa-Vertretern.

  12. Josch sagt:

    @Mareike: Nur weil Vibart damit kein „offizielles“ Statement für uns abgegeben hat, heißt das ja nicht zwingend, dass wir anderen ihm widersprechen. Wir sehen hier nur keine Notwendigkeit, als Fanprojekt eine gemeinsame Stellungnahme abzugeben und äußern uns daher, wenn überhaupt, jeder für sich. Ich für meinen Teil finde dabei, dass alles Wichtige bereits mehrfach gesagt worden ist.

  13. Besonnen sagt:

    Das einzig widerwärtige hier ist, wieviele sich von einigen voranpreschenden Antifatypen dazu verleiten lassen Dinge wie Presse- und Meinungsfreiheit zu vergessen und stattdessen in den üblichen Empörtenduktus verfallen, damit die Hexenjagd gegen einen herbeiphantasierten „braunen Sumpf“ um Ulisses samt Einschüchterungsversuchen gegen Einzelne (gell, tazze?) anlaufen kann.

  14. Zwerg des Monats sagt:

    Der Verweis auf Presse- und Meinungsfreiheit ist scheinheilig, weil es darum nicht geht, da der Landser für jeden Interessierten frei verfügbar ist, wie schon mehrfach drauf hingewiesen wurde. Es geht um die eigene Positionierung gegenüber rechtsextremen Schriften und die fällt nun einmal nicht so eindeutig aus, wie man sich das für gewöhnlich wünschen würde. Wenn ein Rollenspielverlag als Multiplikator für rechte Propaganda auftritt, ist das eben genau das: Multiplikation von rechter Propaganda. Nun also die Pressefreiheit ins Felde zu führen (Meinungsfreiheit ergibt keinen Sinn in diesem Zusammenhang) ist nicht nur scheinheilig, sondern man tritt für die weitere Verbreitung der rechten Schriften ein. Man nimmt also in der Debatte durchaus eine Position ein und zwar auf der Seite der rechten Propaganda. Sich dann darüber zu empören, dass man genau dies gesagt bekommt, ist doch etwas seltsam.

  15. Xeledon sagt:

    Genauso scheinheilig finde ich in diesem Zusammenhang die Begriff „rechtsextreme Schriften“ und „rechte Propaganda“. Denn wenn es das so zweifelsfrei wäre, wie hier dargestellt, dann bin ich mir sicher, dass es eben nicht frei verfügbar wäre.

  16. Zwerg des Monats sagt:

    Das ist ein obrigkeitsstaatliches Verständnis. Damit assoziiert man den Staat nicht als Gemeinwesen, sondern als strafende Instanz, die für die Bürger über Richtig und Falsch entscheiden solle. Das ist, von einer anderen Warte aus, demokratiefeindlich, weil auf Meinungsaustausch und -bildung verzichtet werden kann, wenn dies an eine höhere Instanz verwiesen wird.

  17. Xeledon sagt:

    Und das, wo es ganz offensichtlich Leute unter uns gibt, die viel besser dafür geeignet sind, uns zu erklären, was richtig und falsch ist, als das irgendwelche staatlichen Gremien jemals tun könnten.

    Hört man das dicke, rote „i“ ausreichend laut blinken oder mus ich es noch extra irgendwie dazupacken…?

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