Jörg Raddatz, langjähriger DSA-Autor und Myranor-Chefredakteur, ist gestern am 15.07.2016 verstorben. Das berichtete der Uhrwerk-Verlag auf Facebook.
Jörg Raddatz schrieb seit 1989 für DSA, veröffentlichte Spielhilfen, Abenteuer und Romane. Unter anderem gestaltete er zusammen mit Heike Kamaris große Teile von Myranor und veröffentlichte auch das allererste Myranor-Abenteuer.
Wir senden unser aufrichtiges Beileid an seine Frau Heike Kamaris, seine Freunde, Familie und Kollegen.
Danke, Jörg, für deine vielfältigen Beiträge zur Welt des Schwarzen Auges. Ruhe in Frieden.
Mein Beileid! 🙁
Ich hatte leider nie das Glück ihn persönlich kennenzulernen, aber seine Texte waren oft großartig. Mein persönlicher Favorit ist der Eichenkönig, den ich mit mehr als einer Spielgruppe gespielt habe und der zuverlässig eingeschlagen ist wie eine Bombe.
Jörg Raddatz wird nicht nur seinen Freunden, sondern auch der P&P-Szene sehr fehlen.
Mein aufrichtiges Beileid..
Warum so früh? 🙁 Ich fand seine Arbeiten immer toll.
Diese Nachricht kommt völlig überraschend! Gibt es konkretere Infornationen?
Mein herzliches Beileid gilt den Angehörigen.
Einfach viel zu früh gegangen 🙁
Mein tiefes Beileid an Freunde, Familie und an alle Fans.
Sehr traurig. Wieder einer, der viel zu früh von uns gegangen ist.
Jörg Raddatz prägte Aventurien wie nur wenige und Myranor wie kein weiterer Autor. Jörg Raddatz erfand den beliebten Provinzherrscher „Waldemar von Weiden“, indem er einen satirischen Brief nach der Belehnung der ersten Spielerbarone schrieb. Ulrich Kiesow hatte doch tatsächlich vergessen das Herzogtum Weiden zu belehnen worüber sich Jörg in Gestalt Herzog Waldemars bitter beklagte. Aus diesem Beschwerde-Brief entstand nicht nur ein auch in offiziellem Hintergrundmaterial erschienener „Gag“, sondern dies führte dazu, dass der damalig noch nicht einmal volljährige Jörg Raddatz in die DSA-Redaktion aufgenommen wurde.
Raddatz studierte später einige Semester Geschichte und ist einer der Autoren, die mit ihrem irdischen Wissen auch für den aventurischen Hintergrund prägend waren. So stammt nicht nur die erste ausführliche Beschreibung des Bornlands aus seiner Feder, sondern er prägte mit seinen ersten Abenteuern, die er verfasste bevor er überhaupt wirklich ein Rollenspiel gespielt hatte und mit dem Belegexemplar des ersten von ihm veröffentlichten Abenteuers bei der SpieleMesse seine erste Runde leitete, insbesondere die Hintergründe der Tulamidenlande. Der Khom-Krieg zwischen Al’Anfa und den Novadis wurde, noch vor der Veröffentlichung der Romane und Abenteuer, wesentlich durch Jörg Raddatz‘ Artikel im „Aventurischen Boten“ ausgefochten. Später kümmerte er sich insb. um Aranien und Oron. Auch im Horasreich hinterließ Jörg Raddatz mit der von ihm verantworteten Box „Fürsten, Händler, Intriganten“ tiefgreifende Spuren. Mit dem Abenteuer „Bastrabuns Bann“ und dem Roman „Die Legende von Assarbad“ prägte er den Hintergrund des Schwarzmagiers Borbarad, gemeinsam mit Hadmar von Wieser erfand er für die Box „Die Wüste Khom und die Echsensümpfe“ nicht nur klangvolle Namen wie die Oase Hayabeth, sondern auch den Hintergrund der sterbenden und Echsengötter, der für Das Schwarze Auge noch immer prägend ist.
Jörg Raddatz baute sowohl das „alte“ Mittelreich auf und zerstörte es auch wieder, der Grundgedanke für das „Jahr des Feuers“ mit der Idee „Zerschlagt das Mittelreich“ entstammte einer Mail von Jörg Raddatz, die Idee Raum für Helden zu schaffen bleibt zwar, mit der Umsetzung dieser Idee hat Jörg jedoch nichts zu tun. Neben Waldemar von Weiden prägte Jörg Raddatz auch die Meisterperson des Hochherolds „Der Greif“ der Praioskirche und er war zum Ende der DSA 3-Zeit für die Aufwertung der Geweihten und die (Wieder)-Einführung der Liturgien durch „Kirche, Kulte, Ordenskrieger“ zuständig.
Auch das allgemeine Gefühl Aventuriens, als eine phantastische, aber immer noch realistische und auf irdischen Bezügen beruhende Welt, prägte Jörg Raddatz. Ohne ihn gäbe es weder den langjährigen Beststeller „Kaiser Retos Waffenkammer“, noch die Einordnung Aventuriens in verschiedene historische Hintergründe, wie etwa mit „Tempel, Türme & Tavernen“.
Myranor, früher einfach nur „Das Güldenland“, wurde massiv von Jörg Raddatz geprägt, der bereits in seinem ersten offiziellen Beitrag für den Aventurischen Boten die in Aventurien eingefallenen Güldenländer als Sträflinge umdeutete. Er wirkte stark an der ersten Myranor-Box und der Beschreibung des Kontinents mit. Seit der Übernahme der Myranor-Lizenz durch Ulisses, und später Uhrwerk, war Jörg Raddatz einer der Chefredakteure dieses Kontinents. Zusammen mit seiner Frau Heike Kamaris schreib er nicht nur das erste offizielle Myranor-Abenteuer, sondern lieferte mit „Unter dem Sternenpfeiler“ eine der vielleicht besten DSA-Publiktionen überhaupt ab.
Auch wenn ich selbst kein riesiger Myranor-Fan bin: Danke, Jörg. Für alles. Ohne Dich sähe Aventurien anders aus und gerade Dein akribischer Hintergrund zu den Tulamidenlanden und der Götterwelt hat DSA für immer zu einem meiner liebsten Rollenspiele gemacht.
Sehr schöner Nachruf, danke dafür!
Nur dass du bei den Beiträgen zum phantastisch-realistischen Hintergrund Aventuriens „Handelsherr und Kiepenkerl“ unerwähnt lässt, ist natürlich ein schwerwiegendes Versäumnis. :X
Auch von mir vielen Dank für diese ausführliche Erinnerung. Unter dem Sternenpfeiler wird sicher für lange Zeit eines der besten DSA-Bücher sein, beim nostalgischen Nachblättern in meiner Sammlung war ich jetzt aber doch erstaunt darüber, wo Jörg Raddatz in all den Jahren überall mitgearbeitet hat. Der Zwergenband in der alten DSLW-Box, Die Orkland-Box, das alte Bornland-Buch, dazu all die kleineren Beiträge, die Romane, die zahlreichen Abenteuer, Myranor u.s.w. Dadurch, dass es in letzter Zeit sehr ruhig um ihn geworden war, hatte ich fast vergessen, wie stark er unser Spiel geprägt hat. Er wird uns fehlen. Mein persönliches Raddatz-Highlight aus all den Jahren ist das zusammen mit Heike Kamaris verfasste „Im Bann des Eichenkönigs“, das m.A.n. wirklich alles richtig macht, was man bei einem Einsteigerabenteuer richtig machen kann: Die Story ist komplex und abwechslungsreich genug, um für mehrere Spielabende zu fesseln, aber nicht zu komplex, um Neumeister zu überfordern; eine Region (Andergast) wird durch das Abenteuer auf vorbildliche Weise erlebbar gemacht, und abgerundet wird das Ganze durch hilfreiche Spielleitertipps an den wichtigsten Stellen. Ich würde es jederzeit wieder leiten.
Auch unsere Runde hisst Halbmast auf den Zinnen.
Ohne Jörg hätte Aventurien sehr viel Farbe nicht.
Erschüttert bin ich umso mehr, weil wir – etwa sein Jahrgang – wissen, dass man mit Mitte 40 noch ganz andere Pläne hat. Zu früh, zu unfair.
Bewegte Anteilnahme den Angehörigen.
Rüdiger