Mit diesem Artikel schließe ich nun die Reihe der Workshopberichte von der diesjährigen RatCon aus meiner Feder ab. ‚Von Kriegern und Schwertmeistern‘ mit Alex Spohr und Martin Schmidt behandelte den geplanten Band zu den genannten Kämpferprofessionen und so ließen die beiden Leiter bisherige Gedanken verlauten und sammelten ihrerseits Input der Besucher.
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Der Band
Der Inhalt umfasst die Kämpfertypen Krieger und Schwertgeselle. Beide haben etwas gemeinsam, wie etwa einen gewissen gesellschaftlichen Anteil, was auch herausgearbeitet werden soll. Andere Kämpferprofessionen — zum Beispiel Kadetten, Ritter (sind in Schild des Reiches drin) oder Ordenskrieger (erhalten künftig eher einen eigenen Komplex) — werden nicht behandelt.
Nachdem die Gemeinsamkeiten festgestellt wurden, werden dann die beiden Professionen voneinander abgegrenzt, ergo ihre Unterschiede aufgezeigt. Auch der Übergang zwischen den beiden Stilen (die an verschiedenen Orten sich in verschiedenenen Stadien befindende Entwicklung des Schwertgesellentums aus dem Kriegerstand heraus) wird beschrieben. Schließlich erfährt man noch etwas über das Verhältnis von Kriegern und Schwergesellen, also wie sie zueinander stehen und sich gegenseitig betrachten.
Die Besucher des Workshops haben sich im Band auch ein Glossar einschlägiger Fachbegriffe der Kriegs- und Kampfeskunst gewünscht, um statt ‚Magierzhayad‘ auch mal mit ‚Kriegerbosparano‘ um sich werfen zu können.
Der Krieger
Grundgedanke des Kapitels ist, dass es nicht mehr den Krieger geben soll. Er soll zukünftig regional und kulturell viel mehr gefärbt sein, auch was z.B. seine Prinzipientreue angeht. Und was passiert mit Kriegern, die jene über Bord werfen?
Es wird ein einleitendes Kapitel geben, in dem es u.A. um die rechtliche Stellung des Kriegerstandes gehen soll und darum, was Akademische Ausbildung (Krieger) eigentlich bedeutet, sowie auch einen historischen Abriss. Jede einzelne Akademie wird einen eigenen historischen Hintergrund erhalten. Dabei sollen die Akademiebeschreibungen weniger ausführlich werden wie in den MASH-Bänden, geplant sind 5-6 Seiten pro Akademie, wobei der Platz am ehesten bei den Gebäudebeschreibungen eingespart werden soll. Es soll auch auf das Verhältnis der verschiedenen Akademien untereinander eingegangen werden.
Das Auditorium fragte nach einer grundlegenden Definition des Kriegers, außerdem solle es Angaben darüber geben, was man als Aventurier mit dieser Ausbildung denn normalerweise tue, „wenn man nicht Held wird“.
Von den einzelnen Akademien sollen Größe, Klassengröße, Abgängerzahl und berühmte Abgänger verraten werden. So soll das Verhältnis eines Kriegers zu seiner Akademie — auch nach seinem Abschluss — mehr ins Zentrum gerückt werden.
Das Publikum wünschte sich an dieser Stelle auch Informationen zum Alltagsleben an der Akademie. Außerdem solle jede Akademie einen eigenen Kampfstil haben; hier wurde auf die alte Horasreich-Box Fürsten, Händler, Intriganten verwiesen, in der es so ähnliche Stilvarianten gab.
Auch das soziale Gefüge an der Akademie, aber auch das (wirtschaftliche) Verhältnis einer Akademie zur Stadt, in der sie steht, soll beleuchtet werden. Dazu gehört auch die Gesamtzahl der Abgänger im Verhältnis zur Bevölkerung — nicht nur für eine Akademie, auch für den kompletten Kriegerstand.
Alle Akademien im Wege der Helden sollen beschrieben werden, jedoch keine historischen Akademien — auch nicht Wehrheim. Es wird keine neuen Professionen geben.
Der Schwertgeselle
Auch hier wird es ein einleitendes Kapitel sowie einen Geschichtsabriss geben. Rechtliche Stellung der Schwertgesellen, ihr Platz in der Gesellschaft etc. wird analog zu den Kriegern auch hier beleuchtet. Man geht der Frage nach, was man leisten muss, um sich ‚Schwertmeister‘ nennen zu dürfen. Auch werden die Schwertgesellen von den ähnlich ausgebildeten (vgl. italienische Schwertmeister) Stutzern abgegrenzt.
Die einzelnen Schwertgesellenschulen werden ebenfalls betreffend ihrer Größe, Abgängerzahl usw. untersucht, ebenso das Verhältnis zwischen Schülern unterschiedlicher Ausbilder.
Wir hoffen, dieser etwas kürzere Abriss war ausreichend informativ und konnte euch ein wenig Einblick in den Band gewähren.
Besonders gespannt bin ich auf den Teil „was tue ich, wenn ich NICHT Held werde?“
Erstaunlicher Weise gibt es ja keinerlei real-historische Vorbilder für so etwas wie eine Krieger-Akademie. Dass sie noch dazu besonders gehäuft im Mittelreich auftreten, das mit Kadettenschulen und tatsächlich existierendem Ritterstand (welch lustiger Anachronismus) noch über zwei andere „Ausbildungswege“ für überflüssige adlige Esser und aufstiegsbewusstes Patriziat verfügt, setzt dem ganzen eine Stahlkrone mit Schellen daran auf.
Ich hoffe, dass der Band dazu beiträgt, das Kapitel „Krieger“ zurück zu fahren. Genauso wie das „stehende Heer“ sich wenigstens für das Mittelreich auch endlich zurück in den Nebel der Geschichte bewegt. Die 53 stehenden Regimenter des Horasiats haben sich zum Glück ja auch erledigt.
Ein Weg frei für die Gesellen und Gesellinnen des Schwerts, fesche Leute in Uniform und die Urgewalten in Vollplatte und mit Lanze.
Ich denke da eher, dass der Ritterstand im nichtweidenschen Mittelreich eher sowas wie ein Turnierstand ist. Mit blitzenden, verzierten Rüstungen auf pompösen Turnierfeierlichkeiten die Kräfte messen, zum eigenen Ruhm und Ehre.
Geht es in den Krieg, sind die eben noch in Vollplatte gedosten „Ritter“ plötzlich in leichte Reiterplatte gerüstet und eher als Offiziere tätig.
Wie gesagt: Das ist mein Bild vom garethischen Ritterstand und kann im Widerspruch zu offiziell publizierten Texten stehen. 😉
Krieger eignen sich für alles, wofür Ritter aufgrund ihres Adelsstandes nicht in Frage kommen: Offiziere in Stadtgarden, Milizen, Burgwachen, Zollstationen, als Leibwächter, Söldnerführer, Privatlehrer (in Gegenden ohne Akademien), etc. Nach all den Ereignissen der letzten Jahre wird es auch nicht mehr so viele „arbeitsfähige“ Krieger und Veteranen geben, so dass dies kein Problem darstellen sollte. Ich denke das Wichtigste ist eine ordentliche regionale Herausarbeitung und weniger Allgemeines über Krieger.
Das Problem an der Fassung des Kriegers ist für mich, dass in der Vergangenheit sehr häufig gerade Adlige Abgänger/innen der Akademien waren. Ich würde Theaitetos Meinung teilen können, wenn nicht diese abartig hohen Schulgelder wären. In Baburin etwa starten die frischgebackenen Abgehenden mit schlappen 1000 Dukaten Schulden. Und wieso sollte ein reiches Bürgerhaus das Drittgeborene für eben diese horrende Summe dazu ausbilden lassen, Söldnerführer/in zu werden? Und Offiziere werden die meisten wohl eher über Ämterpatronage und nicht wegen „Qualifikationen“. Es gibt ja auch keine aventurienweiten Ausschreibungen für die Besetzung „Der/Die Hauptmann/-frau der Stadtgarde Elenvina, Bezahlung nach TVdN-13 II“ 😉
Auch der Krieger ist eine dieser Altlasten, die nicht wirklich in das neuen, historisch informiertere Fäntelalter passen. Er hat eben keine soziale Funktion, sondern dient heute dazu die Akademische Ausbildung zu bekommen. Früher waren das alles Krieger unterschiedlicher Akademien und Kulturkreise, was man ja auch ganz gut daran erkennen kann wie DSA3 Kriegerakademien plötzlich zu Kadettenakademien und Schwertgesellschulen wurden. Nur Schwert und Schild zu Baliho abzuschaffen hat man sich wohl angesichts der extrem schlechten Ritterprofession nicht getraut.
Und hier liegt mE auch die Lösung: Krieger sind keine zusätzliche soziale Rolle zu den anderen, sondern eben exakt diese, jeweilige Rolle. Der Schwertgeselle ist der Krieger seines gesellschaftlichen Kontextes und wo es beides gibt, stellen sie die selbe „Klasse“ mit unterschiedlichen Ausbildungswegen dar. Bei den Magiern stört sich ja auch niemand daran dass es sie akademisch und privat gibt.
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