Im gestrigen „Wort zum Sonntag“ von Mario Truant ging es zwar auch um DSA5, diesmal allerdings nicht um Regeländerungen. Im Blogartikel wird das Konzept eines Gruppenvertrags erläutert und angekündigt, dass man überlege, einen solchen Vertrag in irgendeiner Form in die neue Regeledition einzubinden:
„Für DSA5 haben wir uns überlegt, einen sogenannten Gruppenvertrag vorzuschlagen, in dem man die wichtigsten Punkte für das erfüllende Spiel in seiner Runde abfragen und festhalten kann. Damit vermeidet man Probleme und Streitigkeiten und schafft eine befriedigende Atmosphäre, in der alle gerne am Spieltisch sitzen und Freude daran haben, ihre Helden nach Aventurien zu schicken und darin Abenteuer zu erleben.“
Ein Redaktionthread zum Thema ist bereits angekündigt, aber noch nicht eröffnet.
Quelle: Ulisses Blog
Vertrag dürfte das falsche Wort sein. Das vor dem Spiel eine frische Gruppe bespricht, was sie überhaupt spielen will, ist jedoch nicht verkehrt. Wir wissen was RPG ist – aber Neulinge nicht. Und bisher stand in jedme GRW ein paar Worte zum Thema „Was ist RPG? Tipps für Spieler bzw. SL“. Hausregeln sind übrigens so etwas wie ein „Vertrag“.
Ich finde es sinnvoll in einem GRUNDregelbuch auch solche Aspekte des Rollenspiels anzusprechen. Dass es eben verschiedene Interessen, Spielarten usw. gibt und nach Das Rollenspiel tm.
Natürlich muss man sich um entsprechendes Layout, Wortwahl usw. bemühen.
Ich gehe nicht davon aus, dass der Redax eine Kopiervorlage im Anhang vorschwebt, wo dann jeder Spieler mit Blut den Gruppenvertrag unterschreiben muss.
@Christian: Da darfst du gerne drauf bestehen, aber wenn eine einfache Handreichung wie diese schon eine Erziehungsmaßnahme ist, dann wird der Begriff „Erziehungsmaßnahme“ trivial, weil er für so ziemlich alle Arten von Spieltipps gilt.
@Omach: Das wäre allerdings geil und ein würdiger Nachfolger der Maske des Meisters.
@Eismann
Es ist eben nicht ein reiner Spieltipp. Vielleicht ist auch die Wortwahl in Mario Truant’s Artikel unglücklich, aber für mich liest sich das, besonders gegen Ende des Artikels, als wolle man den Spielern einen Leitfaden in die Hand geben wie sie sich gegenüber ihren Mitspielern verhalten sollen. Man erklärt den Spielern also nicht wie das Spiel gespielt wird, dafür sind ja schließlich dann die Spielregeln da, sondern wie sie einen Gruppenkonsens erreichen können zum Thema was sie denn genau spielen wollen (oder auch nicht).
Das klingt für mich schon sehr, als wolle DSA hier Erziehungsarbeit am Spieler Leisten. Vielleicht hat mancher Rollenspieler das sogar nötig. In ein Grundregelwerk gehört das mMn trotzdem nicht. Da ist es für sowas schon längst zu spät.
Mal abgesehen davon, dass ich das nicht gerade für ein drängendes Problem des neuen Regelwerks halte, begrüße ich die Aufnahme des Themas ins Grundregelwerks sehr.
Dabei sollte man sich überlegen ob man den Gruppenvertrag wirklich so nennt – in der etwas theoretischeren Rollenspielerszene hat sich der Begriff eingebürgert, aber zumindest als fette Überschrift kann ich ihn mir schon etwas abschreckend vorstellen. Letztlich handelt es sich ja aber um kein zehnseitiges End User License Agreement, sondern eine sinnvolle Aufgliederung der Frage „Was wollen wir eigentlich spielen?“ – wer auf diese Frage „DSA“ erwidert und dabei denkt, dass das die abschließende und alles klärende Antwort ist, der hatte noch nicht viel Kontakt zu anderen Spielern.
Im Gegensatz zu Christian sehe ich das auch nicht als „Erziehungsmaßnahme“, sondern gerade als ein Abrücken von diesen. Schaut euch doch mal den alten Krokodilstext aus MSZ an, schaut euch Wege des Meisters an – da wird stellenweise sehr klar gesagt, was Gutes Rollenspiel ™ ist. Mit der Aufnahme des Gruppenvertrags ins GRW macht man deutlich „Es gibt nicht die Eine Wahre Spielweise – es gibt nur eine, die allen am Tisch Spaß macht“. Und ich muss sagen, dass mir ein solcher Text am Anfang meiner Rollenspielerlaufbahn sehr geholfen hätte, weil er ein paar klare Fragen stellt, um die herum man seine Spielweise artikulieren und mit der der anderen vergleichen kann, statt blind davon auszugehen, dass die anderen das wohl auch so sehen wie man selbst, weil das ja die Eine Wahre Spielweise ist.
Wenn man auf eine der Fragen keine Antwort hat und noch nicht genau weiß, ob man im Spiel nun jede NSC-Interaktion ausspielen möchte oder irgendwann auch mal „Ich geh in die Taverne, nehme mir ein Zimmer und schlafe ne Nacht drüber“ abkürzt, dann ist das etwas, womit man im Spiel experimentieren kann, um herauszufinden, was uns am ehesten Spaß macht. Aber experimentieren kann man am besten, wenn man sich bewusst ist, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, etwas anzugehen – und das kann ein solches Kapitel beleuchten.
@Cifer … macht man deutlich “Es gibt nicht die Eine Wahre Spielweise – es gibt nur eine, die allen am Tisch Spaß macht” … und wenn das ankommt, ist die erzieherische Maßnahme erfolgreich gewesen.
„Erzieherische Maßnahmen“ müssen nicht zwingend die Form Ellen langer Texte oder ganzer Bücher annehmen und es muss auch niemand mit dem Rohrstock hinter dem Spieler stehen.
Im Grundregelwerk ist es mMn dafür trotzdem bereits zu spät. Mit so etwas könnte Ulisses bei einer aufgepepten Webpräsenz punkten, nach dem Motto „Seht euch an was DSA alles bietet und überlegt euch wie ihr als Gruppe es spielen wollt.“ Das sollten die potentiellen Spieler nicht erst in die Hand bekommen, wenn sie ein Kilo toter Baum in Händen halten. „Seht euch an was man mit DSA alles machen kann“ sollte ein Verkaufsargument sein und keine gefährliche Drohung (drum auch strikt dagegen das Wort Vertrag in diesem Zusammenhang zu verwenden).
Ein Gruppenvertrag existiert doch immer in der einen oder anderen Form, meist basiert auf Absprachen und Spielgewohnheiten. Aber dass er ausdefiniert werden soll…. OK, war mal ein Aprilscherz vor zwei Jahren. Strange.
Einerseits finde ich Hinweise zu dem Thema gut und im Grundregelwerk gut aufgehoben. Wenn man das richtig umsetzt, könnte es gerade für Neulinge extrem nützlich werden.
Andererseits wird es immer dann problematisch, wenn man den Gruppenvertrag als etwas allzu formelles und vor allem statisches begreift, denn in jeder meiner Gruppen haben sich Spielstil, Umgang miteinander und damit letztlich also auch der unausgesprochene Gruppenvertrag stetig weiterentwickelt. Wenn wir anno 2006 also einen solchen explizit ausgearbeitet und schriftlich fixiert hätten, hätten da sicherlich Dinge drinnengestanden, die in meiner seitdem laufenden G7-Runde gewaltige Probleme aufwerfen würden, wenn sich einer der Mitspieler nun darauf berufen wollte. Gerade Neulinge ohne Spielerfahrung werden sicherlich kaum in der Lage sein, vorab Rahmenbedingungen zu definieren, mit denen sie bis in alle Ewigkeit glücklich werden können, der Gruppenvertrag muss mit der Gruppe wachsen, bis alle im Sinne des größtmöglichen gemeinsamen Spielspaßes miteinander glücklich werden. Insofern sehe ich die Gefahr, dass gerade unerfahrene Spieler den Gruppenvertrag als einen festen Verhaltenskodex von Verfassungsrang begreifen, an den sie sich bis zum bitteren Ende halten müssen, egal ob sie sich damit wohlfühlen oder nicht.
Schließlich sehe auch ich das Ganze nicht als eines der dringendsten Themen, die man zum jetztigen Zeitpunkt unbedingt seitenlang ausdiskutiert sehen muss, um die Schaffung einer neuen Regeledition vorantreiben zu können. Das wird sich eh in Allgemeinplätzen der Marke „einigt euch darauf, was für ein Spiel ihr eigentlich spielen möchtet“ und „seid ehrlich zu- und nehmt Rücksicht aufeinander“ ergehen, über die man meiner Meinung nach nicht wirklich zu diskutieren braucht, weil es sich im weitesten Sinne um Selbstverständlichkeiten des erfolgreichen sozialen Miteinanders handelt. Daher mutet der Aufruf zu Diskussionen hierüber für mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt reichlich seltsam an. Fast könnte man meinen, dass Herr Truant und seine Mitstreiter sich in der Pflicht sehen, jeden Sonntag ein neues Thema in den Ring zu werfen, den jetztigen Zeitpunkt als für weitere wichtige Kern-Regelelemente ungeeignet erachten und deshalb aus Verlegenheit einen kleinen „Nebenkriegsschauplatz“ eröffnen… ^o^
Das einzige echte Problem an dieser Sache ist der Name – aus den Gründen, die schon genannt worden sind. Ein paar Spielleitertipps zu verschiedenen Spielstilen und einigen Hinweisen dazu, woran man die verschiedenen Vorlieben seiner Spieler erkennt und wozu sich DSA besonders gut eignet, schadet niemandem. „Gruppenvertrag“ hingegen suggeriert eine Ernsthaftigkeit und formale Schärfe, die der Sache nicht angemessen ist und ähnlich charmant klingt wie ein Ehevertrag.
Der Knackpunkt dabei ist: Der Gruppenvertrag heißt nunmal so:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenvertrag#Gruppenvertrag
Das tut er ohne Frage – aber das wäre auch nicht die erste Situation, wo DSA einen anderen Namen für ein Konzept gebraucht (Abenteuerpunkte für Erfahrungspunkte) oder einen bereits besetzten Begriff umdeutet (Karma für an Sterbliche übertragene göttliche Macht, Talent für zu erlernende Fähigkeit).
Insofern sehe ich kein großes Problem, das Kapitel als
„–Gruppenabsprache–
blalaberschwafel, auch Gruppenvertrag genannt, blubblalaber“
zu verfassen.
Da hat der Cifer wieder mal recht: Vereinbarung, Absprache – so was in der Richtung. Letztendlich ist die Taufe des Kindes aber auch nicht entscheidend, solange man nicht den Eindruck vermittelt, hier müsste zwangsadoptiert werden.
P.S. Der Verfasser dieses Kommentars ist sich darüber im Klaren, dass die Metapher aus dem Ruder gelaufen ist.
P.P.S. „Gruppen-Pakt“. So soll es natürlich heißen! Und die verschiedenen Spielstile kann man dann den Kreisen der Verdammnis zuordnen.
@Josch
Gruppen-Pakt? Hmm, und dann darf der Spielleiter für besonders Pakt Affine Handlungen womöglich noch ein paar Belohnungen springen lassen? 😉
Du sagst es, Bruderschwester 🙂
Jetzt gleitet es endgültig ins Absurdistan ab. Hallo? Das ist ein SPIEL. Keine Familie, keine Ehe, kein Bundestag.
Dann hast du es wohl noch nie RICHTIG gespielt… ^o^