Es war Samstag, der 08.08., als es mich in die legendäre Region des „Raum B“ auf der Ratcon verschlug, in dem Daniel Simon Richter das Konzept hinter den neuen Regionalspielhilfen erklärte.
Mit der fünften Edition wird es natürlich auch wieder eine neue Serie der Regionalspielhilfen geben. Dabei begreift man die Regionen in erster Linie als Settings eines bestimmten Typs von Geschichte und trennt auch entsprechend, weswegen es um die 20 Bände geben wird. Am Beispiel des alten Regionalbands Unter dem Westwind werden zum Beispiel zukünftig Thorwal und Gjalskerland auf der einen Seite (Setting „Wikinger und ihre barbarischen Nachbarn“) und Andergast und Nostria auf der anderen (Setting „mittelalterliche heruntergekommene Länder im ewigen Zwist“) in jeweils eigenen Regionalbänden behandelt. Angepeilt werden etwa 176 Seiten, die Zahl kann sich durch das neue Layout aber auch noch erhöhen.
Durch die gesamte Serie soll sich eine einheitliche Struktur ziehen. Zuerst wird die Region vorgestellt, wobei man grob beginnt („Wie hat man sich das Land Thorwal vorzustellen?“) und dann stärker ins Detail fortschreitet („Wie unterscheidet sich Olport von Prem?“). Dabei werden Zahlen und Fakten zwar nicht vergessen, aber dem Flair der Region, dem transportierten Spielgefühl, wird ein größerer Raum als bisher eingeräumt. Das spiegelt sich auch im erhöhten Illustrationsbudget wider, das dazu genutzt wird, typische Szenen der Region einzufangen. Auch besonders typische Bauten werden beschrieben und in Abschnitte zum Alltagsleben der Region eingebettet. Outgame-Setzungen werden durch inneraventurische Erzählungen und Legenden ergänzt, die sowohl von Personen der Region („Vidsander Mehlwurst – eine großartige Spezialität, die jedes Mahl bereichert“) wie auch von Ausländern („Schmeckt wie Sägemehl“) stammen können. Eine Interaktion der Settings untereinander ist nur in begrenztem Rahmen geplant: Dass Thorwal eine Grenze zu Nostria hat, können leidgeplagte Nostrianer auch weiterhin bei Plünderungen erfahren, doch die Interaktion mit dem nur 600 Meilen und damit rund fünf Seetage entfernten Horasreich wird abseits von größeren Plots eher minimal ausfallen, so dass die Zahl der Vinsalter Eier in Prem gering bleibt.
Ebenfalls behandelt werden wieder die Komplexe Kultur und Wissenschaft inklusive Bekleidung, Bewaffnung und Nahrung sowie Handel und Wandel, worunter insbesondere die unterschiedliche Beschaffbarkeit von Waren fällt. Auch unterschiedliche Kulte und Zauberertraditionen werden näher erklärt und auch mit Regeln versehen – zusätzliche Druidenzauber für Andergast, Tierkriegerregeln für zumindest zwei Odûn für das Gjalskerland und regionstypische Kreaturen wurden als Beispiel genannt. Dabei ist noch unklar, wieweit sich die Regeln zum Beispiel mit denen aus dem Zauberei-Band doppeln werden. Allerdings sollen die Regelerweiterungen auch einzeln als PDF erhältlich sein. Ebenfalls wird auf diesem Wege geklärt werden, was es mit den Vulkanglasdolchen der Druiden des obsidianlosen Andergast auf sich hat. Vermutlich wird es eine regionale Abwandlung des Rituals geben, die dann auf Feuerstein- oder Granitmesser angewandt wird. Allgemein wird man übrigens regionales Flair auch durchaus mal über absolute Abenteuertauglichkeit stellen – so ist zum Beispiel das Konzept des Ladengeschäfts mit Lagerhaltung in Andergast wenig verbreitet. Helden, denen das Schwert zerbrochen ist, können nicht damit rechnen, dass ihnen der lokale Schmied ein Schaufenster voller Tötungsinstrumente präsentieren wird. Stattdessen werden sie wohl auf einen reisenden Händler hoffen oder einen Ersatz erst in Auftrag geben müssen.
Weiter geht es mit den NSC-Beschreibungen. Die rund zwei Dutzend, die es pro Buch geben wird, sind dabei in drei Kategorien eingeteilt: Wer mit der Schachfigur des Königs markiert ist, ist zentral für den Metaplot und sollte in der heimischen Runde auf keinen Fall wesentlich verändert oder gar getötet werden, wenn man sich nicht bewusst vom offiziellen Aventurien entfernen möchte. Ein Beispiel hierfür ist ganz wörtlich der König Andergasts. Der Läufer steht für Figuren, die nur über ihre Funktion wichtig werden, aber personell austauschbar sind. Alrik vom Berg hätte beispielsweise in den Verlorenen Landen eine solche Wichtigkeit, weil das Kaiserliche Heer über einen Marschall verfügen sollte, aber es nicht relevant ist, dass dieser Marschall gerade Alrik vom Berg heißt. Schließlich gibt es noch die Figur des Bauern, der lediglich für regionales Flair sorgen soll, aber garantiert nirgends mehr aufgegriffen wird, wie der Kiepenkerl Hurdo Peddersjepen aus Gradnochsjepengurken.
Allgemein wird die Spielhilfe sowohl für Meister wie auch für Spieler gedacht sein – alle Meisterinformationen sind geschlossen am Ende des Bandes noch hinter dem Index versammelt und werden auch nicht in diesem referenziert sein. Dabei wird es keine Sternchenmysterien mehr geben. Es werden jedoch einige Mysterien markiert, die zwar im Buch für den Meister erklärt werden, deren inneraventurische Nicht-Auflösung aber zentrale Bedeutung für das Setting hat. Als Beispiel wurde der Stein von Nosteria genannt.
Geplant, aber noch Veränderungen unterworfen, ist, dass alle Regionalbände auf dem Stand von 1040 BF geschrieben und einen Ausblick in die Zukunft enthalten werden, der gleichzeitig Abenteueranregungen enthält, da nicht zu jeder Region auch zeitnah Abenteuer erscheinen werden. Jährlich sollen etwa drei bis vier Regionalbände erscheinen. „Kulturspielhilfen“ wie Aus Licht und Traum sowie Angroschs Kinder werden in passende Regionen wie den Kosch und die Salamandersteine integriert werden. Das Mittelreich wird jeweils einen Band pro zwei Provinzen bekommen, wobei man Perricum mit seinem Nebachotenerbe vermutlich eher mit Aranien zusammenlegt. Reine Themenbände wie Efferds Wogen werden auch weiterhin separat von den Regionalbänden gehalten. Beim Aventurischen Almanach ist hingegen angedacht, dass er, sobald er ausverkauft ist, in der nächsten Auflage auf das aktuelle Jahr angepasst wird.
Quelle: Workshop auf der Ratcon 2015
Klingt doch ganz vernünftig soweit. Wurde auch gesagt, wie viele Seiten solch eine RSH umfassen soll und wieviel solch ein Band ungefähr kosten wird?
Bei mehr Bänden mit weniger Inhalt und erhöhter Illustrationsdichte befürchte ich garstige Preise.
„Angepeilt werden etwa 176 Seiten, die Zahl kann sich durch das neue Layout aber auch noch erhöhen.“
Okay, bei 172 Vollfarbigen Seiten mit vielen Illustrationen rechne ich mit einem Preis von 39,95€.
vertippt… -.-
ich meinte natürlich 176 Seiten.
Wahrscheinlich wird es vor allem für die teuer, die eine möglichst vollständige Sammlung der spielhilfen erreichen wollen, um alles abdecken zu können. Gruppen, die bspw. Eine Vorliebe für das orkland oder ähnliches haben, werden wahrscheinlich günstiger wegkommen.
Auch wenn ich die Stückelung zugegebenermaßen übertrieben finde. Wenn es x Bände zum mittelreich gibt, wird es ja auch viele Bände zu den tulamiden geben. Viele brauchen wahrscheinlich gar nicht diesen großen DetailGrad, sondern hätten gerne ein paar Informationen zu den größten Städten der tulamidischen Lande, deren Kultur und einen Überblick über das Leben der novadis. Dafür müssten sie dann wahrscheinlich 3 – 4 Bände kaufen…
Das Ziel ist es ja ein Setting in einem Band zu vereinen. Der Plan ist also das die Novadis in einem Buch sind und fertig.
Das was du dir wünscht mit den paar Informationen wird es ja auch geben. Der Almanach wird genau das sein. Jedenfalls soweit ich den Bericht dazu verstanden habe und deinen Wunsch in den paar Zeilen richtig verstanden habe.
Meisterinformation werden nicht im Index referenziert sein? Aha. Entweder werden das sehr wenige MIs sein oder der Band ist von Meisterseite nur bedingt brauchbar. Andererseits hat Ulisses bei den Indizes schon derartige Glanzstücke verbrochen, dass ich ohnehine lieber in der WikiAventurica nachschaue wo ich zu diversen Themen blättern muss …
Hmm und der Alrik vom Berg und hinterm Wald ist also nicht mehr total unersetzlich? Könnte sich die Redax dann auch dazu herablassen dem alten Recken etwas bessere Militärische Werte zu verpassen (Kriegskunst 10! lol!), wie sie ein Marschall des Reiches haben sollte? Ich frage mich ja ohnehin, wie es kommt, dass der lernresistenter Oberst Sturmangriff zwischen Jahr des Greifen und Verlorene Lande nicht irgendwo im Pikenwall verreckt ist …
Ist euch bekannt, ob die Workshops der 2015er Ratcon eigentlich wieder als Video auf Youtube veröffentlicht ?
Soweit ich es mitbekommen habe, ist nicht gefilmt worden, nein.
Erstmal Danke für die ausführlichen Berichte. Toll, dass ihr dies alles so ausführlich hier präsentiert, vor allem, da ich durch meine Arbeit nicht zur Con konnte.
Eine Frage habe ich noch: Ist bekannt, wann die erste RSH bzw. das neue Bestiarium erscheinen soll?
Pingback: Ratcon 2015: Die Ratte ist voll – ein Bericht | Xeledons Spottgesang