Interview mit Alexander Nofftz

Im Juli erschien mit Salsweiler der 132. Roman aus der Welt des Schwarzen Auges. Unsere Einhörner haben Autor Alexander Nofftz aufgespürt und ihn mit einer Menge Fragen zu seinem Debütroman auf Aventurien gelöchert.

Nandurion: Du hast ja vor der Veröffentlichung von Salsweiler schon inoffiziell für Perry Rhodan geschrieben und 2010 erschien bereits ein Roman aus deiner Feder in der Reihe Sun Quest. Wie genau bist du zum Schreiben gekommen?

Alexander Nofftz: Ich hab schon in der Schulzeit gern geschrieben. Mein allererstes Machwerk war ein ca. 1986 mit der Schreibmaschine und selbstgemaltem Titelbild gebasteltes „Buch“, als ich etwa 8 war. Inspiriert hatte mich der Roman Monitor von Rolf Ulrici, den ich damals unglaublich spannend fand.
Auch später schrieb ich dann immer wieder Kurzgeschichten, von denen auch einige im eZine Intercom – heute Terracom – des Perry Rhodan Online Clubs (PROC) landeten. Einige dieser alten Machwerke sind auch noch auf meiner Homepage zu finden.
Ab etwa 2000 folgte dann eine lange Schaffenspause, weil ich leider keine Zeit fürs Schreiben hatte. Erst als Nils Hirseland auf die Idee kam, beim PROC eine eigene Perry-Rhodan-Fanserie namens „DORGON“ rauszubringen, war ich wieder dabei. Dort sind auch 10 Romane von mir erschienen, die zunächst halbe, später komplette Heftromanlänge hatten.
Uschi Zietsch, die unter dem Namen Susan Schwartz im Bereich Science-Fiction schreibt, kenne ich schon länger und irgendwann überredete sie mich, bei ihrer Fabylon-Schreibwerkstatt in der idyllischen Katzbrui-Mühle im Allgäu teilzunehmen.

Nandurion: Wie genau bist du dazu gekommen für Das Schwarze Auge zu schreiben?

Alexander Nofftz: Ich hatte schon länger vor gehabt, mal einen DSA-Roman zu schreiben – und auch ein Konzept, das aus einem Abenteuer bestand, das ich mal für meine Gruppe erstellt hatte. Der Roman hat damit allerdings nur noch wenig zu tun.
Als ich dann zum Fabylon-Seminar fuhr, sollten wir einen eigenen Text mitbringen. Bei mir war es der Prolog zum Roman „Salsweiler“. Die mitgebrachten Texte wurden im Rahmen des Seminars beim „Tag der Tränen“ ausgiebig analysiert, wobei meiner erstaunlicherweise extrem gut wegkam. Das führte nicht nur dazu, dass mich Uschi einlud, bei SunQuest mitzuschreiben, sondern auch, dass ich mich dann traute, den Roman tatsächlich bei FanPro einzureichen. 🙂

Nandurion: Bist du auch ansonsten als Leser in der Science-Fiction bzw. Phantastik beheimatet?

Alexander Nofftz: Ich lese seit über 20 Jahren Perry Rhodan in der Erstauflage und habe auch einige der älteren Zyklen gelesen. Die DSA-Romanreihe mag ich auch, allerdings bin ich da kein regelmäßiger Leser. Davon abgesehen komme ich nur zu wenig anderen. Vielleicht mal ein Eschbach, ein King oder ein Herbert – in jedem Fall aber Phantastik, vor allem Science-Fiction.

Nandurion: Woher bekommst du deine Ideen? Und was tust du, um dich zu motivieren, wenn es einmal nicht mehr weitergeht?

Alexander Nofftz: Ich hatte die Gelegenheit, Andreas Eschbach im Jahr 1997 bei einem Kaffeeklatsch beim „alten“ Dortmunder Con kennen zu lernen, als gerade sein Roman „Jesus Video“ erschienen war und ihn noch kaum wer kannte. Er erläuterte uns seine Arbeitsweise, anhand einer Grundidee und „Mind Mapping“ diese auszubauen. Wer „Jesus Video“ gelesen hat, weiß sicherlich, dass er in dem Roman ebenfalls seine Methodik vorstellt. Ich habe es dann für mich selbst ausprobiert und muss sagen, dass es hervorragend funktioniert. Irgendwo habe ich den Zettel mit der Mind Map von Salsweiler noch. Vielleicht scanne ich das mal ein und stelle es online.
Abgesehen davon ist ein gutes Exposé das A und O. Wenn ich genau weiß, was in jedem Kapitel zu geschehen hat, gibt es so etwas wie eine „Schreibblockade“ eigentlich nicht, da man jederzeit woanders weiterarbeiten kann. Bei „Salsweiler“ hatte ich dieses Problem aber nie. Der Roman ist ja extrem linear aus Sicht einer einzigen Person dargestellt und es klappte auch sehr gut, den genau so runterzuschreiben.

Nandurion: Gibt es andere Schriftsteller, die du als Vorbilder bezeichnen würdest?

Alexander Nofftz: Vorbilder ist schwer zu sagen. Der oben erwähnte Rolf Ulrici hat mich sicherlich inspiriert, aber letztlich nimmt man aus jedem Buch, das man las, irgendwas mit – sei es nun ein TKKG, ein Perry Rhodan, ein Eschbach, ein King oder ein Follett. Ich bin letztens endlich mal dazu gekommen, „Die Säulen der Erde“, die schon fast 10 Jahre bei mir herum lagen, zu lesen. Ken Folletts Arbeitsweise ist faszinierend. Sicherlich werde ich mir auch da Anregungen holen.
Ansonsten kann ich sagen, was mir als Leser sehr gut gefällt. Perry Rhodan hat gute und schlechte Phasen, sowohl als Reihe, als auch jeder einzelne Autor. Aber wenn es mir nicht so gut gefiele, wäre ich nicht bereits seit über 1000 Romanen zufriedener Leser. Eschbach und King hatte ich schon erwähnt, aber auch Frank Herberts Romane gefallen mir sehr gut. Und ich meine jetzt nicht unbedingt den Dune-Zyklus, sondern auch andere Sachen von ihm, etwa „Die weiße Pest“, ein wirklich bedrückender Roman. Davon abgesehen mag ich die trashige Maddrax-Reihe, dort vor allem Ronald M. Hahn.

Nandurion: Wie dürfen wir uns deinen ersten Kontakt mit DSA und Aventurien vorstellen?

Alexander Nofftz: Das weiß ich noch ganz genau. Es muss ca. 1989 oder 1990 gewesen sein, als drei Leute in unserer Klasse im Deutschunterricht eine „etwas andere Art von Spiel“ vorstellten. Es waren das praktisch gerade erst erschienenen Helden des Schwarzen Auges von DSA2. Meine Freunde und ich fanden das so spannend, dass wir unser Taschengeld zusammenkratzten und uns dann diese Box holten. Das erste richtige Abenteuer war dann die Orkland-Trilogie, wobei ich aber das, was wir damals als 11/12-Jährige taten, nicht unbedingt als Rollenspiel bezeichnen würde. Aber dennoch sind wir dabei geblieben und treffen uns nach Möglichkeit sogar heute noch zumindest einmal jährlich, obwohl wir inzwischen in alle Winde verteilt leben. Deshalb war es mir auch so wichtig, dass die Namen vorn in der Widmung stehen.

Nandurion: Welche Figur hast du als erstes nach Aventurien geführt?

Alexander Nofftz: Da ich anfangs immer Spielleiter gemacht habe, kann ich das gar nicht so genau sagen. Ich meine aber, dass mein erster eigener Held ein etwas eigenbrötlerischer, nahezu lebensunfähiger Magier aus Punin war. Eben genau das, was es dann später irgendwann als regeltechnischen Nachteil „Stubenhocker“ gab …

Nandurion: Bist du meist Spieler oder Spielleiter?

Alexander Nofftz: Eigentlich immer Spielleiter. Ich mag es, Geschichten und Szenarien zu erschaffen und diese dann „interaktiv“ zu erleben. Ist halt völlig anders als bei einem Roman, wo sich ja doch alles in deinem eigenen Kopf abspielt. Wenn ich dann aber doch mal das Glück habe, ohne große Vorbereitung als Spieler DSA spielen zu können, führe ich aktuell einen ambosszwergischen Alchemisten oder eine zickige Phex-Geweihte aus Grangor durch Aventurien.

Nandurion: Spielst du auch andere Rollenspielsysteme?

Alexander Nofftz: Mit meiner oben erwähnten, ersten Gruppe haben wir mal einen mehrmonatigen Ausflug in die Shadowrun-Welt unternommen, jedoch „fühlte“ es sich nicht gut an, sodass wir letztlich wieder bei DSA landeten. Die Welt Deutschland in den Schatten mag ich aber grundsätzlich. Ebenso bekam ich mal die Bücher von Dark Sun, GURPS und dem auf Midgard basierenden Perry-Rhodan-Rollenspiel in die Hände und würde diese gern mal ausprobieren … irgendwann …

Nandurion: Welche Gegenden in Aventurien bespielst du am liebsten?

Alexander Nofftz: Um ehrlich zu sein, hab ich da keine eindeutige Präferenz. Mir gefällt es sehr gut, dass in den letzten Jahren die einzelnen Landstriche zu Genres ausgearbeitet wurden und man sich so da aufhalten kann, wo man gerade Lust hat. Natürlich habe ich mit meinen Gruppen die großen Kampagnen gespielt, aber ich backe auch gern kleine Brötchen. Oftmals entstehen Abenteuer spontan. Ich kann mich noch erinnern, dass wir auf der Durchreise in irgendeinem kleinen Dörfchen in der Gegend um Donnerbach landeten, wo gerade das Großereignis des Jahres, ein Imman-Spiel, stattfand. Eigentlich war das nur als spontane Randnotiz gedacht, aber meine Gruppe ging so intensiv darauf ein, dass ich mir noch ein paar Charaktere einfielen ließ und wir letztlich mehre Monate nur in dieser Gegend spielten.

Nandurion: Wie lange hast du an Salsweiler gearbeitet?

Alexander Nofftz: Das besagte Abenteuer, das die Grundlage bildet, müssen wir so 2006 gespielt haben. 2008 war dann die Fabylon-Schreibwerkstatt, zu der ich den Prolog mitnahm. Erschienen ist das Buch 2011 … Also ganz eindeutig fünf Jahre. 🙂
Nein, um ehrlich zu sein, kann ich das gar nicht so genau sagen. Ich habe immer wieder daran gearbeitet, dann lag es wieder Monate nur herum. Eine Pause von einem Jahr legte ich ein, als mir mein MacBook mit einem halb fertig geschriebenen Kapitel gestohlen wurde … richtig intensiv habe ich erst daran gearbeitet, als ich den Vertrag von FanPro bekam. Wenn ich jetzt aber mal hochrechne, wie viel Zeit ich für die Dorgon-Romane und den SunQuest gebraucht habe, dürften das für den DSA-Roman irgendwas zwischen 2 und 4 Monaten gewesen sein, incl. aller Recherchen und Arbeiten am Exposé.

Nandurion: Was hast du zuerst entwickelt? Die Handlung? Die Figuren? Was stand bei deiner Arbeit am Anfang?

Alexander Nofftz: Am Anfang stand die Grundidee, dann die Mind Map. Ich wollte „irgendwas“ mit diesen Morgendorn-Sträuchern machen, die soweit ich weiß nie irgendwo „offiziell“ eine Rolle spielten. Das ganze sollte in Severien spielen und die Heldengruppe sollte über den Winter eingeschneit sein. Darauf ausgehend entstanden dann die Personen und ihre Konflikte untereinander, wobei Hesinja im Abenteuer nur eine Randfigur war. Erst als ich dann anfing, daraus wirklich einen Roman zu machen, überlegte ich mir, wie ich die Handlung, die ich mit meiner Gruppe erlebte, umsetzen kann. Und da war eigentlich klar, dass nur Hesinja als Protagonistin das wirklich „tragen“ kann, also baute ich die Figur aus. Die Darstellung der anderen Figuren entwickelte sich daraus ganz zwangsläufig, während ich andere zurücknahm. So spielte etwa Koj und dessen Familie in dem Abenteuer eine große Rolle, während der „Trunkenbold“ (Originalton Werner Fuchs) im Roman eher eine Randfigur ist. Dass die eigentlich verantwortliche Hexe im Roman nur wenig vorkommt, ist beabsichtigt, da ich den Blickwinkel auf dem Dorf und dessen Einwohnern lassen wollte.

Nandurion: Salsweiler spielt im Bornland, einem sehr rauen und urtümlichen Landstrich. Warum hast du gerade diese Gegend für deinen Roman gewählt?

Alexander Nofftz: Siehe oben. Das ergab sich einfach aus den Vorgaben, die ich fürs Abenteuer brauchte. Letztlich birgt das sehr weite und leere Land mit seinen extremen Jahreszeiten und dem strengen Kastenwesen aber auch viel Potential für Geschichten.

Nandurion: Die Geschichte einer jungen Travianovizin zu erzählen ist eine recht ungewöhnliche Wahl. Bisher wurden für Geweihtendarstellungen meist andere Kulte, wie Rondra, Boron oder auch Firun gewählt. Warum fiel deine Wahl auf die Traviakirche?

Alexander Nofftz: Eben genau deshalb! Die Traviakirche gilt als dröge und langweilig, dabei bietet sie gerade durch ihren strengen Moralkodex viel Konfliktpotential. Soweit ich weiß, ist nie der Traviakult zentrales Thema eines Romans gewesen. Letztlich ist der wahre Antagonist des Romans nicht irgendeine Person, sondern Hesinjas Moral und wie sie damit umgeht und letztlich daran wächst.

Nandurion: Wie war es für dich, in einer derart ausgestalteten/vordefinierten Welt, wie Aventurien zu schreiben?

Alexander Nofftz: Ist für mich nichts neues, da ich schon genug im Perry-Rhodan-Universum unterwegs war. Vielleicht ist bekannt, dass ich die Perrypedia Anfang 2004 startete, um uns allen die Recherchen zu vereinfachen, was auch sehr gern selbst von den Autoren genutzt wird. Für den Roman hab ich auch gerne die Wiki Aventurica genutzt, aber Hauptvorlage waren tatsächlich „Wege der Götter“ und die Bornland-Bücher. Ich hoffe, dass es auch regeltechnisch alles so stimmt, was ich da geschrieben habe. Wer meinen SunQuest-Roman gelesen hat, wird übrigens feststellen, dass die Kämpfe dort ebenfalls nach DSA-Regeln stattfinden. 😉

Nandurion: Was erwartet die Leser in Salsweiler? Kannst du uns – abseits des Klappentexts – einen kleinen Vorgeschmack geben?

Alexander Nofftz: Ich denke, dass ich das in den vorangegangenen Antworten schon ausgiebig getan habe, oder? Ich habe übrigens ein paar Lieblingshelden meiner Mitspieler eingebaut. Wer alle findet, bekommt einen Keks. 🙂

Nandurion: Und zum Abschluss noch ein paar unserer gefürchteten Entweder-Oder-Fragen: Götterwirken – Subtil und persönlich oder massenwirksam und welterschütternd?

Alexander Nofftz: In dem Roman kommt eine Szene vor, die man eindeutig als Götterwirken sehen muss, die aber durchaus subtil und für Hesinja sehr persönlich ist – wenn auch andere das mitbekommen.

Nandurion: Raidri Conchobair oder Herbo Ranfell?

Alexander Nofftz: Da mir Herbo gerade nichts sagt, muss ich wohl Raidri nehmen. Hab die Romane von Hadmar von Wieser sehr gern gelesen – und was er aus dem Haudegen gemacht hat. Es ist aber so, dass DSA eigentlich keinen Platz für solche „Superhelden“ hat – oder die zumindest die Helden selbst sein sollten.

Nandurion: Verpflegung beim Rollenspiel: Selbst kochen oder Lieferservice?

Alexander Nofftz: Och, ich koche eigentlich ganz gut, und hab im Rahmen der Romanrecherchen viel über russische Küche gelernt, aber letztlich weicht man doch sehr oft auf das Bequemere aus. Ich würde sagen, Verhältnis etwa 30:70.

Nandurion: Herzlichen Dank, Alexander, dass du dir Zeit für unsere Fragen genommen hast.

Das Interview führte Eevie.

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