Aus dem Limbus: Die Landser-Diskussion

Ulisses-Universe LogoManch ein Leser mag es bereits mitbekommen haben: Im DSA4-Forum entbrannte noch im alten Jahr eine Diskussion über den Verkauf von Restposten der Zeitschrift Der Landser durch den Ulisses-Universal-Webshop. Der Landser ist eine wöchentlich erscheinende Romanheftreihe, die in tendenziell kriegsverherrlichender und verharmlosender Form den Zweiten Weltkrieg aus Sicht deutscher Soldaten wiedergibt.

Landser 2850 CoverDer Arkanil-Blog hat die in mehreren Foren parallel laufende Diskussion auf seiner Seite zusammengefasst und kommentiert. Dort finden sich auch Verweise auf die einzelnen Stränge, womit sich hier für Interessierte ein praktischer Einstieg in die Diskussion ergibt.

Was die Angelegenheit angeht, haben die ‚Beilunker Reiter‘ bereits eine Anfrage zur Zukunft des Vertriebs der Landser-Reihe an den Ulisses-Verlag in seinem Shop weitergeleitet. Momentan wird hier noch die Antwort erwartet. Sobald diese eintrifft, werden wir natürlich darüber berichten.

Quelle: DSA4-Forum, Arkanil

Über Salaza

Salaza heisst im wirklichen Leben Thorsten und spielt mit wenigen Unterbrechungen seit 1985 DSA. Er beschäftigt sich mit dem aventurischen Kartenwerk und mit der Erstellung von DSA-Schriftarten und tut gerne seine Meinung kund, wenn ein Produkt in seinen Augen blöde Fehler oder tolle Ideen hat.
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30 Antworten zu Aus dem Limbus: Die Landser-Diskussion

  1. Zwerg des Monats sagt:

    @Xeledon: Ich muss mir kein Landserheft ansehen, wenn das andere bereits getan haben. Wenn Dir der Wikipediaartikel zu wenig ist und dir die Literatur bei dem sehr gut recherchierten Artikel dort noch zu wenig ist, kannst du ja gerne in die Bibliothek deiner Wahl gehen und dort nach entsprechenden wissenschaftlichen Aufsätzen suchen. Vielleicht kannst du ja damit anfangen:

    Wiegand, Jörg: Zwischen Heldentot und historischer Wahrheit. 50 Jahre „Der Landser“ – eine Romanheftreie im Laufe der Jahrzehnte. In: Jugend Medien Schutz (jms-report) (30 Nr. 5/2007), S. 8-9.
    App, Reiner; Lemke, Bernd: Der Weltkrieg im Groschenheft-Roman. Über den Lektüre-Reiz der „Landser“-Romane und ihre Verherrlichung des Zweiten Weltkrieg. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (gwu) (56 Nr. 11/2005), S. 636-642.

    Vor allem der Aufsatz von App/Lemke kann ich empfehlen. Er bringt gut auf den Punkt, wie durch die Verharmlosung und Vernachlässigung historischer Tatsachen eine Glorifizierung der Wehrmachtssoldaten vorgenommen wird.

  2. Helfdane sagt:

    „Ich finde es nämlich immer eher dürftig, sich da nur auf Meinungen und Urteile aus dritter Hand zu berufen“
    Oh, die rituelle Hirnwaschung durch unsere Bildungseinrichtungen und Medien leistet hervorragende Arbeit. Du hast nur nicht aufgepasst in der Schule :p

    „Ich bin zwar auch absolut der Meinung, dass man bei brauner Propaganda schon den Anfängen wehren muss“
    Wie erkennt man eine „braune Propaganda“? Sind es Texte über Nationalismus oder Sozialismuns oder beides? Sind dir andere Farben lieber?

  3. Orcus sagt:

    Ich möchte mal erweitern, damit nicht nur braun-weiß gemalt wird: Alles was nicht auf der fdGO fußt, muss mit meinem Widerstand rechnen. Auch wenn man antidemokratische oder antisemitische Tendenzen rot anmalt (Antifa und Teile von Attac) sind sie nicht besser als das braune Pendant. Wenn man zu weit nach links läuft, dann kommt man halt rechts wieder raus… 😉

    Ich habe in den 80’ern mal zwei Ausgaben gelesen. Tatsächlich ist hier die Verharmlosung des kriegerischen Konfliktes und das weißwaschen der Wehrmacht problematisch. Ich kann auch bestätigen, dass sich damals Leute mit rechtsradikaler Gesinnung ihre Gewaltfantasien daran aufgegeilt haben, allerdings taten sie das damals auch an der Serie Sledge Hammer! oder sogar dem Anti-Kriegsfilm Hamburger Hill.

    Meiner Auffassung nach ist der Landser nicht dazu geeignet ein realistisches Bild des zweiten Weltkriegs zu zeichnen und er transportiert unreflektiert das Märchen der „weißen Weste“ der Wehrmacht, anders als z. B. „08/15“ oder „Fabrik der Offiziere“ (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28956403.html).

    Dem erstem Teil der Entscheidung der Bundesprüfstelle zum Landser kann ich mich anschließen: „Hier handelt es sich zwar um billigsten, verlogenen Kitsch in Schmierenmanier und mit sentimental-albernen Zwischenszenen, […]“, allerdings tue ich mich schwer mit dem zweiten Teil: „[…]aber eben nur um Unsinn, ohne daß besondere jugendgefährdende Umstände hervortreten.“
    Der unbedarfte Jugendliche von Heute könnte den Schund für Tatsachenberichte halten, so wie viele auch diverse Hollywoodproduktionen für authentisch halten. Literatur die sich differenziert mit der Transition Deutschlands vom Kaiserreich zur heutigen Demokratie beschäftigt, ist im direkten Vergleich wohl leider zu wenig fesselnd.

    Somit mein Fazit: Der Landser ist halt ein undankbarer Beifang, den sich Ulisses Spiele ohne Vorsatz eingehandelt und schon vor der öffentlichen Empörung über Bord gekippt hat.

  4. Feyamius sagt:

    @ George Tupou:
    Gut, dass man nicht mal Geld ausgeben muss, um sich einen Eindruck von dem Schund zu verschaffen. Bei Amazon kann man in die Ebook-Versionen reinschauen.

  5. George Tupou sagt:

    @Feyamus
    Ein Auszug von 5 Manuskriptseiten ist meines Erachtens nicht gleichwertig mit der Lektüre von 87.
    Allerdings habe ich dabei dieses Zitat gefunden (das mit deinem Post jetzt nichts mehr zu tun hat):
    „Der vorliegende Band schildert, ___nach authentischen Berichten___ die Erlebnisse der Waffen-SS-Division „Wiking“ in den Weiten Rußlands.“ Klingt so, als würde das Heftchen eben doch als lautere Tatsachenbeschreibung verkauft.

  6. Xeledon sagt:

    @Helfdane:
    *Keksreich*

    @Zwerg des Monats:
    Vollste Zustimmung, das sind brauchbare Sekundärquellen, mit denen sich arbeiten und argumentieren lässt. Das war es auch nicht, was ich mit meinem Kommentaren oben kritisieren wollte, sorry falls das falsch rüberkam.

    @Orcus:
    Auch dir vollste Zustimmung, danke für den Kommentar!

    Ich selbst will meine Zeit überhaupt nicht darauf verschwenden, mir eine fundierte Meinung über dieses Schmierblättchen bilden zu können, weswegen ich zur eigentlichen Kerndiskussion auch offen gesagt nichts konstruktives beizutragen habe. Ich habe nur den dumpfen Verdacht, dass das auch meist diejenigen nicht tun wollen, die das Ganze am lautesten skandalisieren – das ist es, was mich stört. Wer der Meinung ist, ein großes Faß aufmachen zu müssen (was manchmal sehr sinnvoll sein kann, manchmal auch vollkommen übertrieben), von dem erwarte ich schon, dass er sich mit der Sache hinreichend auseinandergesetzt hat. Und das vermisse ich beim ein oder anderen Diskussionsbeitrag hier leider, gerade das Statement von Glühwürmchen oben und der darin enthaltene Angriff gegen die Einschätzung des Fiesen Meisters fand ich irgendwie ziemlich daneben.

  7. Glühwürmchen sagt:

    @Xeledon
    Weil du mich so von der Seite her kritisierst, äußere ich mich nochmal.
    Im Gegensatz zu dir, lieber Xeledon, habe ich mich mit der rechten Thematik mehr als nur einmal auseinandergesetzt und bin auch nicht völlig neu in der Materie. Ich kenne die Landser-Heftchen durchaus. Muss ich da wirklich erst erklären was mich an dieser „Literatur“ stört ? Ist dieser braune Propagandaschund so schwer zu durchschauen ? Hast du dir schon einmal die Autoren dieses Heftchens angeguckt ? Da kriegst du das Würgen.
    Entschuldige wenn ich jetzt etwas gereizt klinge, aber bei solchen Themen reagiere ich ganz empfindlich. Ich mache hier auch kein Fass auf um mal endlich die Sau rauszulassen, oder weil ich Ulisses eins auswischen will. Für so einen Kindergartenquatsch bin ich zu alt. Ich will schlicht und einfach nicht, dass unseren jungen Spielern, diese braune Soße vorgesetzt wird. Die verklärt die Wehrmachtsoldaten zu Helden und den Krieg zu einem spannenden Abenteuerspielplatz. Und diese „Erklärung“ die da in den Heften steht, ist nur eine reine Schutzbehauptung. So einfach ist die Sache.
    Da mir dieses Thema wichtig ist, bin ich auch mit vollem Körpereinsatz dabei. Deshalb pflege ich mich auch deutlich zu artikulieren und gleich Druck ausüben. Ich positioniere mich in dieser Hinsicht recht deutlich und lasse da auch keinen Spielraum zu.
    Das was ich von Ulisses erwartet habe, haben sie erfüllt, damit ist die Sache für mich gegessen. Auch wenn ich die Begründung eher mau fand. Sollte sich Ulisses wieder so einen Schnitzer leisten, bin ich wieder dabei. Und zwar wieder lautstark.

  8. Freakout sagt:

    Yeah! Genau so schauts aus! Vielen Dank für deine Stellungnahme, Glühwürmchen!!! Willst Du mich heiraten?

  9. Torxes sagt:

    Es geht beim „Landser“ nicht so sehr darum, dass er kriegsverherrlichend oder rechtsextrem sei sondern um die Wehrmacht. In der Geschichte der BRD entstand das Bild einer weitestgehend an den Kriegsverbrechen unbeteiligten Wehrmacht. In der Geschichtswissenschaft ist dies längst obsolet und gilt als Symptom der Deutschen, ihre Vergangenheit zu relativieren und es auf „die Nazis“ (gegen die alle unsere Großeltern ja sowieso schon immer waren) zu schieben. Traurig ist es, dass es am Kiosk noch immer eine Enklave der atavistischen Geschichtsklitterung gibt. Der Landser mag zwar nicht direkt rechtsextrem sein, trägt jedoch zum Bild des „einfachen Soldaten, der nur seine Pflicht tat“ bei und unterschlägt ein bekanntes psychologisches Massenphänomen, dass zu rassistischen Gewalttaten ausgeübt durch Wehrmachtssoldaten an Zivilisten geführt hat.

    Ich für meinen Teil kann den verlegerischen Kontext von Perry Rhodan und Landser jedoch verstehen und kann mir gut vorstellen, dass sich unser aller Lieblingsverlag nicht gezielt den Landser ins Programm geholt hat.

    Zusammenfassung: Geschichte ist kompliziert und der Landser trägt zur Verfälschung der Vergangenheit bei, auf Ulisses hauen wird aber oft unfair.

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